VALLETTA, Malta–(BUSINESS WIRE)–Managementinterview mit der Media and Games Invest SE
“Wir wollen eine der weltweiten Top 5 Werbesoftwareplattformen werden.”
Media and Games Invest SE (MGI) ist ein profitables und schnell wachsendes Unternehmen, welches in den Markten der digitalen Spiele und Werbung aktiv ist. Zentrum der Firma ist eine Advertising Software Plattform, die es Werbetreibenden und Publishern ermoglicht sehr effizient Kunden fur ihre Produkte zu gewinnen sowie eine bestmogliche Monetarisierung von Werbeflachen in ihren Inhalten zu erzielen. Neben organischem Wachstum bilden strategische Ubernahmen von Unternehmen und deren konsequente Integration in die Gruppe einen wichtigen Eckpfeiler in der Wachstumsstrategie von MGI. Im Jahr 2021 ist das Unternehmen zum dritten Mal in Folge mit uber 70% gewachsen. Der Umsatz belauft sich dabei auf 252 Mio. Euro, mit einer starken EBITDA Marge von 28% und einem organischen Umsatzwachstum von 38%. Der Nettogewinn ist um ca. 117% auf 16 Mio. Euro gestiegen.
Vor diesem Hintergrund haben wir die Chance genutzt, um mit Paul Echt, dem Finanzvorstand (CFO) des MGI-Konzerns, ein Interview zur bisherigen Unternehmensentwicklung, zur Strategie und zu den Perspektiven der Gesellschaft zu fuhren.
GBC AG: Vor wenigen Wochen hat MGI seine Geschaftszahlen zum vergangenen vierten Quartal und zum Gesamtjahr 2021 veroffentlicht. Basierend hierauf konnte das Unternehmen auf Quartals- und Gesamtjahresebene seinen dynamischen Wachstumskurs weiter erfolgreich fortsetzen. Wie fallt Ihr Fazit fur das abgelaufene Geschaftsjahr aus und was konnen Anleger im aktuellen Geschaftsjahr von MGI erwarten?
Paul Echt: 2021 war in der Tat ein sehr erfolgreiches Jahr fur uns. Wir haben neben 5 M&A-Transaktionen – mit einem aggregierten Kaufpreis von uber 260 Mio. Euro – auch unser organisches Umsatzwachstum mit 38% weiter stark ausgebaut. Hier haben wir gesehen wie die Netzwerkeffekte unserer Advertising Software in Zusammenhang mit eigenen Spielen, welche wir in dem sogenannten “MGI Flywheel” zusammenfassen, weiter an Fahrt aufgenommen haben. Weitere Netzwerkeffekte aus der Kombination von beiden Bereichen erwarten wir auch fur das aktuelle Jahr. In Zahlen ausgedruckt bedeutet das ein Umsatzwachstum welches in erster Linie organisch erreicht werden soll von rund 15-23%, welches sich in unsere Guidance 2022 widerspiegelt. Parallel zu weiterem organischem Wachstum wollen wir weitere strategische Akquisen durchfuhren. Der Investmentfokus liegt hier im Games-Bereich auf mobilen Spielen und im Medienbereich auf Demand Side Plattformen, die die Kundenakquise fur mobile Spiele weiter optimiert. Wichtig ist auch, dass die M&A-Transaktionen in der Guidance 2022 nicht berucksichtigt sind und eine zusatzliche Upside darstellen.
GBC AG: Sie haben das Flywheel erwahnt, was kann man sich darunter vorstellen und welche positiven Effekte und Vorteile ergeben sich hieraus fur den MGI-Konzern?
Paul Echt: Das MGI-Geschaftsmodell basiert auf dem Flywheel. Dieses wird durch Netzwerkeffekte zwischen Werbetechnologien und eigenen Spielen angetrieben und durch M&A und Innovation weiter beschleunigt. Zusammenfassend lasst sich sagen, dass ein starkeres firmeneigenes Spieleportfolio – mit einer breiten Nutzerbasis, eigenen Werbeplatzen und den dazugehorigen First-Party-Daten – dazu fuhren wird, dass mehr Werbetreibende die MGI-Plattform fur die Kundenakquise nutzen werden, da sie ein breites Publikum basierend auf First-Party-Daten sehr gezielt erreichen kann und so den ROI der Werbekampagnen erhohen. Dies wiederum zieht mehr externe Publisher an, die ebenfalls uber eigene Inhalte (wie zum Beispiel Spieleapps), Werbeplatze und First-Party-Daten verfugen und diese uber unsere Ad-Software-Plattform monetarisieren wollen. Die steigende Nachfrage von Werbetreibenden nach gezielter Kundenakquise auf unserer Plattform fuhrt dabei zu einem hoheren Preis pro Werbeflache, sodass Publisher auf unserer Plattform einen hoheren Umsatz pro Werbeflache erzielen konnen und gerne mit uns zusammenarbeiten.
Die daraus resultierende Grosse unserer Ad-Software-Plattform fuhrt zu einer noch effizienteren Nutzerakquise fur unsere eigenen Spiele, wodurch wiederum die Nutzerbasis und die First-Party-Daten unseres eigenem Spieleportfolios erhoht werden. Hierbei spielt M&A eine sehr wichtige Rolle. Denn M&A und neue Produktinnovationen konnen das Flywheel/Schwungrad zusatzlich beschleunigen. Wenn wir beispielsweise ein Unternehmen fur mobile Spiele kaufen, erhoht sich die Zahl der Nutzer und der Zugang zu First-Party-Daten, was wiederum weitere Werbetreibende anzieht, was wiederum mehr Publisher anzieht. Ausserdem haben wir durch die Entwicklung von neuen innovativen Produkten wie z.B. ATOM oder Moments.AI die Chance, zusatzliche Werbekunden und Publisher zu gewinnen.
GBC AG: Das Modell leuchtet ein und scheint einige wesentliche Vorteile zu bieten. Warum machen das andere Unternehmen nicht auch?
Paul Echt: Wir sehen derzeit, dass mehr und mehr Firmen sich auf diese Strategie fokussieren. Mit AppLovin und IronSource gibt es zwei Unternehmen, die letztes Jahr in den USA an die Borse gegangen sind und ein ahnliches Modell verfolgen. Zynga und Skillz, zwei Spieleunternehmen, haben ebenfalls im letzten Jahr begonnen, Ad-Software-Unternehmen zu kaufen. Und wie viele mitbekommen haben, hat Microsoft kurzlich Activision Blizzard gekauft. Was jedoch nicht so viele wissen, ist, dass sie kurz zuvor auch Xandr, ebenfalls eine programmatische Werbeplattform, gekauft haben, woraus man schliessen kann, dass Microsoft die Moglichkeiten dieses Modells ebenfalls fur sich nutzen mochte.
Das Wichtigste ist aber, dass es einfacher klingt, als es ist. Dieses Modell lasst sich nicht innerhalb von 1-2 Jahren aufbauen. Wir haben im Prinzip schon in 2012 damit begonnen, damals noch als reines Spieleunternehmen. Hier haben wir uber viele Jahre das Handwerk und die Kunst eines Spielepublishers leben und lieben gelernt. Bereits 2016 haben wir die ersten Schritte in den Medienbereich unternommen, um die Nutzerakquise fur unsere eigenen Spiele zu optimieren. Von da an haben wir beide Seiten studiert und gelernt, wie synergetisch sie sind und wie man sie kombinieren kann. Ab 2019 haben wir dann einen starken Fokus auf programmatische Werbung gelegt und diesen Bereich zunehmend mit unseren Games verknupft. Durch diese Entwicklung, die viele Jahre gedauert hat, in denen wir viel ausprobiert haben und in denen einige Projekte auch mal gescheitert sind, ist eine starke Symbiose von Medien und Games entstanden. Das ist also nichts, was man uber Nacht aufbauen kann.
GBC AG: Im vergangenen Jahr 2021 gab es IDFA-Anderungen (Identifier for Advertisers) innerhalb Ihrer Branche, welche auch alle Geschaftsfelder der MGI betroffen haben. Wie haben sich diese IDFA-basierten disruptiven Marktveranderungen auf Ihr Unternehmen ausgewirkt? Konnte Ihr Konzern sogar von der geanderten Regulierung profitieren?
Paul Echt: Vorab gesagt, ja, wir konnten massiv von den Veranderungen im Markt profitieren. Dass Apple diese Anderungen plant, war schon einige Jahre vorab bekannt, auch wenn viele Marktteilnehmer nicht wirklich geglaubt haben, dass Apple diese Anderungen wirklich umsetzt. Ubrigens hat auch Google ahnliche Anderungen fur Android angekundigt. Entsprechend haben wir uns bereits vor Jahren Gedanken gemacht, wie wir auf diese Marktveranderungen reagieren konnen. Und eine ganz wichtige Teil-Komponente fur eine Welt ohne “Indentifier for Advertisers” war eine direkte Anbindung an Publisher, die Werbeflachen und Kundendaten besitzen. Letztere sind extrem wertvoll in einer Welt ohne IDFA. Denn durch eine direkte technische Integration in die Apps von Publishern erhalten wir genauso viele Kundendaten wie aus unseren eigenen Spielen und konnen diese Daten anonymisiert an die Werbetreibenden auf unserer Plattform weitergeben. Diese konnen damit auch in einer Welt ohne Cookies und IDFA gezielt ihre Marketingkampagnen aussteuern. Entsprechend lag der Fokus in den letzten Jahren insbesondere darauf moglichst viele direkte Anbindungen an Publisher uber M&A aufzubauen. Mittlerweile sind mehr als 5.000 Publisher an unsere Advertising Plattform angeschlossen, womit wir Zugriff auf rund 1,7 Mrd. Endgerate und noch mehr Kundendaten haben.
Parallel zu der direkten Integration in Publisher haben wir fruhzeitig begonnen Losungen wie ATOM zu entwickeln. ATOM selbst ist eine technische Losung, die das Targeting von Nutzern auf der Grundlage anonymisierter Verhaltens- und Kontextdaten ermoglicht, ohne IDFA zu verwenden und ohne dabei Daten von dem Handy des Nutzers abzuziehen. Parallel hierzu haben wir begonnen technische Losungen im Bereich der KI-gesteuerten kontextbezogenen Werbung zu entwickeln. Generell haben wir den Ehrgeiz, Dienste anzubieten, die absolut datenschutzgerecht gestaltet sind und durch hohe Transparenz uberzeugen. Das wir damit erfolgreich sind, spiegelt sich auch darin wider, dass unsere Mobile-Produkte und die Traffic Qualitat im Ranking von Pixalate regelmassig auf Platz 1 stehen.
Entsprechend zahlt sich dieser Ansatz aus und wir sehen uns in einer guten Position, um von den weiteren Marktveranderungen von Apple und Google sowie weiteren Verscharfungen im Bereich Datenschutz zu profitieren.
GBC AG: Sie sprachen gerade schon KI-gesteuerte kontextbezogene Werbung an. Hier haben Sie kurzlich mit Moments.AI(TM) die erste kontextbezogene Targeting-Losung in Echtzeit gelauncht. Wie funktioniert Moments.AI(TM) und welche Vorteile hat die MGI durch die Losung?
Paul Echt: Moments.AI(TM) basiert auf einem Teil vom Softwarecode von Beemray, den wir in 2021 im Rahmen einer Akquise gekauft haben und welchen wir nun in MGI’s Werbe-Software-Plattform integriert haben. Dies ist ein gutes Beispiel fur unsere “Buy. Integrate. Build & Improve.” Strategie.
Moments.AI(TM) ist eine der ersten Data Management Platform, welche seinen Kunden qualitativ hochwertige, kontextbezogene Daten in Echtzeit fur das Targeting liefern kann und das, ohne dabei auf Identifier oder Cookies zuruckgreifen zu mussen. Mit Moments.AI(TM) konnen Marken auf kontextbezogene Segmente zugreifen, die auf Basis von visuellen Inhaltsanalysen und Schlusselwortern innerhalb von Millisekunden erstellt werden.
Kontextbezogenes Targeting gibt es zwar schon lange, allerdings bestand in der Vergangenheit das Problem, dass die Qualitat der Daten nicht gut genug war, um damit effektiv seine Zielgruppe zu erreichen. Hier konnen wir unseren Kunden jetzt eine effektive Losung mit Moments.AI(TM) anbieten und erwarten, dass die Losung, auch wegen den Anderungen in der Industrie aufgrund der Abschaffung der Identifier und Cookies, zu unserem organischen Wachstum beitragen wird und unser Flywheel weiter beschleunigt.
GBC AG: Anfang Februar hat MGI die Verlegung des Firmensitzes nach Schweden und die Starkung der bisherigen Corporate Governance-Strukturen bekannt gegeben. Was waren die Grunde fur diesen strategischen Schritt und welche moglichen Vorteile ergeben sich hieraus?
Paul Echt: Malta hat kein gutes Image. Es steht auf der grauen Liste der Financial Action Task Force (FATF), die unter anderem Standards zur Bekampfung von Geldwasche festlegt und deren Einhaltung uberwacht. Das hat aus zwei Grunden negative Auswirkungen auf uns. Erstens gibt es Investorengruppen, die nicht in maltesische Unternehmen investieren durfen, auch wenn sie das Unternehmen selbst als Investitionsfall definieren. Zweitens assoziieren die Investoren ein erhohtes Risiko mit Malta, was die Risikopramie unserer Aktien erhoht.
Aus diesem Grund und weil wir operativ nicht an Malta gebunden sind, haben wir beschlossen, unseren Hauptsitz zu verlegen. Durch den Umzug nach Schweden reduzieren wir auch die administrative Komplexitat. Wahrend wir kapitalmarktseitig gesehen derzeit in drei Rechtsordnungen tatig sind, werden es nach dem Umzug nur noch zwei sein. Alles in allem erwarten wir nach der erfolgreichen Verlagerung mittel- und langfristig sehr positive Auswirkungen auf unser Unternehmen und unser operatives Geschaft und hoffen daher, dass unsere Aktionare diesem Vorschlag entsprechend folgen werden.
MGI ist in den letzten drei Jahren mit einer durchschnittlichen Rate von 77 % gewachsen. Um dem starken Wachstum auch in organisatorischer Hinsicht Rechnung zu tragen, haben wir uns dazu entschieden in den kommenden Monaten unsere Governance-Prozesse zu optimieren. Wir tun dies aber nicht nur, um das bisherige Wachstum zu bewaltigen, sondern auch, um die Grundlagen zu schaffen, um weiteres Wachstum steuern und fordern zu konnen. Unter anderem planen wir die Einfuhrung verschiedener Ausschusse, wie einem Nominierungs-, einem Prufungs- und einem Vergutungsausschuss. Damit nahern wir uns noch starker dem schwedischen und auch dem international anerkannten Standard fur grosse Unternehmen an. Daruber hinaus arbeiten wir derzeit gemeinsam mit KPMG an der Optimierung unseres internen Kontrollsystems, was MGI grundsatzlich dazu befahigt in Zukunft steigenden regulatorischen Anforderungen bei hohem Wachstum gerecht werden zu konnen.
Im letzten Jahr haben wir ausserdem zum ersten Mal unseren Sustainability Report veroffentlicht. Auch hier sieht man, dass wir bemuht sind, noch transparenter zu werden und so den Austausch mit unseren Aktionaren noch effizienter zu gestalten.
GBC AG: Wo sehen Sie MGI in den kommenden drei bis funf Jahren, insbesondere in Hinblick auf Geschaftsvolumen, Geschaftsregionen und Leistungsangebot? Welche allgemeine Vision verfolgen Sie fur Ihr Unternehmen?
Paul Echt: Wir haben eine klare Vorstellung davon, wo wir 2025 stehen wollen und haben dies auch in unserer Vision 2025 definiert. Wir wollen zu den weltweit begehrtesten Arbeitgebern zahlen, die sich u.a. durch Vielfalt auszeichnen und eine Arbeitsatmosphare schaffen, die unpolitisch, professionell, dynamisch und innovativ ist. Wir wollen eine der weltweiten Top 5 Werbesoftwareplattformen werden, und zwar in dem wir durch transparente und innovative open source Produkte uberzeugen, die wir formatubergreifend anbieten. Dabei setzen wir auf einen respektvollen und transparenten Umgang mit all unseren Partnern. Nicht zuletzt sehen wir die Opportunitat eine “White Label”- SaaS-Werbesoftwareplattform aufzubauen uber die Publisher die Monetarisierung von Werbeflachen sowie Werbetreibende Akquisition von Kunden komplett selbst abwickeln konnen.
GBC: Vielen Dank fur das Gesprach.
Hinweis:
Das vollstandige Interview finden Sie unter folgendem Link: http://www.more-ir.de/d/23661.pdf
In obiger Analyse ist folgender moglicher Interessenskonflikt gemass Katalog gegeben: 5a,7,11
Ein Katalog moglicher Interessenskonflikte finden Sie unter:
http://www.gbc-ag.de/de/Offenlegung
Zusatzmaterial zur Meldung:
Datei: GBC Managementinterview mit Paul Echt, CFO der Media and Games Invest SE